Kontrollierte Offensive bringt den Erfolg zurück
10. May 2017Saisonziele sind einem steten Wandel ausgesetzt. Gut ist der, der zur rechten Zeit erkennt, dass etwas geändert werden muss. Das nennt man Realismus. Bei der TSG Calbe II in der Fußball-Salzlandliga hatten sie sich vor der laufenden Saison Platz sieben bis acht auf die Fahne geschrieben.
Das wirkt heute irgendwie aus der Zeit gefallen. Weil sie an der Saale in Calbe aber bereit sind, die Zeichen der Zeit klar und deutlich zu erkennen, wurde das Saisonziel schon vor vielen Monaten korrigiert. Klassenerhalt hieß das nun. Und auch damit taten sich die Calbenser lange schwer. Aber dann kam das turbulente Spiel Mitte März in Unseburg, das mit einem Abbruch endete. Kurz danach trennten sich die Saalestädter einvernehmlich von ihrem Trainer Dirk Bizuga. Es übernahm übergangsweise das Trainer-Trio Björn Bardehle, Gunnar Meissner und Christian Kober. Und siehe da: Seitdem läuft es. Jetzt am Wochenende gab es einen souveränen 2:0-Erfolg gegen den SV Wolmirsleben. Seit nun sechs Ligaspielen ist das einstige Kellerkind ohne Niederlage. Mittendrin gab es sogar einen beinahe sensationell anmutenden 3:1-Sieg im Halbfinale des Kreispokals gegen den Landesklasse-Vertreter 1. FSV Nienburg.
Was ist passiert? Bardehle aus dem Trainerteam erklärt den Höhenflug, ruhig und bedächtig. „Vorher wurde zu viel umgestellt.“ Die neuen Trainer vertrauen den Männern, die sie haben. Und auch taktisch gab es einige Umstellungen. „Unter Dirk Bizuga gab es viel Pressing. Wir haben der Mannschaft gesagt, dass sie kampfbetont spielen, erst einmal hinten sicher stehen soll und dann schnell nach vorn arbeiten soll.“ Überfallartige Nadelstiche, aber diesmal in kontrollierter Art und Weise, stehen auf der Tagesordnung. Und die neuen Einflüsterer haben mit ihren taktischen Rochaden ein gutes Händchen bewiesen. Wobei Bardehle das Lob umgehend an seine Mannschaft zurückgibt. „Ich muss dem Team ein Riesen-Kompliment aussprechen“, sagt er. „Die Männer haben sich super herausgekämpft. Und sie setzen genau das um, was wir wollen. Hut ab.“
Die Aufgaben werden in Calbe mittlerweile geteilt. Die Besprechungen und die Analyse der Spiele übernimmt Bardehle. „Christian Kober macht das individuelle Training“, erzählt Bardehle. Und Meissner ist der technisch-taktische Kopf. Die Marschrouten entwickelt das Trio aber immer gemeinsam. Und Meissner ist selbst noch einer der Leistungsträger. Jetzt am Wochenende gegen Wolmirsleben erzielte er den Führungstreffer mit einem Sonntagsschuss (23.). Kober machte dann mit dem Treffer in der zweiten Halbzeit den Deckel drauf (86.). In Calbe schießen die Trainer also auch noch selbst die Tore. Selbst Marko Fiedler, Trainer der Landesliga-Mannschaft, stand am Sonntag wieder einmal in der Startformation. „Wir hatten sechs Verletzte und zwei gesperrte Spieler“, so Bardehle. Trotzdem agierte Calbe souverän. „Wir sind in den ersten zehn bis 15 Minuten schwer hereingekommen, ab der 20. bis 25. Minute haben wir aber das Spiel übernommen.“
Es läuft bei der TSG Calbe II. Mittlerweile scheint der Klassenerhalt nur noch Formsache zu sein. Selbst wenn sich die Zahl der Absteiger noch erhöhen sollte. Ist das vielleicht ein Argument dafür, die Übergangslösung im Sommer zu einer Dauerlösung zu machen? Bardehle hält sich bedeckt. „Der Vorstand sucht weiter nach einem Trainer. Und für mich ist es auch schwer, das mit der Arbeit zu vereinen. Ich arbeite in Schichten.“ Mal gucken. Abwarten. Bescheiden bleiben. Das ging ja bisher auch ganz gut.
Quelle: Volksstimme Schönebeck vom 10. Mai 2017