Rückblick in die Historie – 2012 – Thomas Sauer
10. January 2021Seit dem Jahreswechsel ist Thomas Sauer Cheftrainer bei den Calbenser Landesliga-Fußballern. Die TSG ist erst seine zweite Station nachdem er vor einem Jahr bei Ex-Ligakonkurrent Gerwisch vom Spielfeld an die Seitenlinie wechselte. Im Gespräch mit Volksstimme-Mitarbeiter Björn Richter spricht der 41-Jährige über sein neues Amt, Disziplin und nachhaltige Arbeit.
Volksstimme: Vor zwei Jahren waren Sie selbst noch als Spieler mit der SG Gerwisch im Hegerstadion zu Gast. Ist es ein komisches Gefühl nun auf der Gegenseite zu stehen?
Thomas Sauer: Wir haben selbst im Abstiegsjahr, also vor einem Jahr, noch gegeneinander gespielt. Ich habe in Calbe immer ganz nette Gefechte während der Spiele geführt. Ich weiß natürlich auch, dass ich hier relativ selten gewonnen habe (lacht). Ansonsten ist es natürlich ein schönes Gefühl, weiterzumachen und dabei ein paar Leute zu kennen. An die aktive Zeit noch etwas als Trainer dranzuhängen, war auch mein Ziel.
Volksstimme: Wie kam ihr Engagement bei der TSG zustande?
Thomas Sauer: Mit meinem Vorgänger René Kausmann habe ich beim Schönebecker SV zusammengespielt und wir hatten auch ein halbes Jahr, bevor mein Engagement zustande kam, Kontakt. Er hatte mich zwei, drei Tage nachdem ich in Gerwisch aufgehört hatte, angerufen und gefragt, ob ich mir den Trainerposten bei der TSG vorstellen könnte, weil er arbeitsmäßig stark eingebunden war und das Training nicht mehr leiten konnte. Ich habe mir die Mannschaft drei Spiele lang angeschaut und habe mich nach dem 2:1-Sieg gegen den FSV Barleben entschieden, das Amt nach der Winterpause zu übernehmen.
Volksstimme: War es also nur der erstbeste Job für Sie?
Thomas Sauer: Nein. Wichtig war, dass ich mir die Mannschaft in Ruhe anschauen konnte, ich wollte nicht vom Regen in die Traufe kommen. In Gerwisch hatte man andere Vorstellungen vom Fußball als ich. Darum hat es nicht gepasst. Die TSG-Vereinsführung hat mir gezeigt, dass sie Vertrauen hat.
Volksstimme: René Kausmann sagte bei seinem Abgang als TSG-Trainer sinngemäß: “Thomas Sauer ist jemand, der die Dinge recht ähnlich angeht wie ich.” Würden Sie das genauso sehen?
Thomas Sauer: Es gibt Gemeinsamkeiten. Aber ich kann und will seine Trainerarbeit nicht bewerten. Schließlich bin ich noch relativ “frisch”, was das Traineramt angeht. Ich mache noch Fehler, versuche aber, durch Engagement sowie gute Vorbereitung fehlende Praxiserfahrung wettzumachen. Es wird sich am Erfolg oder Misserfolg zeigen, ob ich richtig liege.
Volksstimme: Wenn Sie sich als Trainertyp einschätzen – wären sie dann eher “von der alten Schule” oder geht es über den Spaß?
Thomas Sauer: Ich bin die “alte Schule” gewohnt. Ich kenne es noch, dass man als junger Spieler selbst die Bälle trägt. Ich bin sehr diszipliniert und erwarte auch Disziplin. Aber ich glaube, dass ich umgänglich und kommunikativ bin, daher kann man mit mir auch einen Spaß machen.
Volksstimme: Wurde der Strafkatalog durch Sie überarbeitet?
Thomas Sauer: Diesen habe ich zu Hause auf meinem Rechner. Den hat mir Philipp Müller zur Überarbeitung gegeben. Da gibt es sicherlich einige Dinge, die ich noch einpflegen werde. Das steht fest.
Volksstimme: René Kausmann meinte, die TSG hat sich in der Hinrunde “unter Wert geschlagen.” Stimmen Sie zu?
Thomas Sauer: Erfolg ist bei mir nicht vom Tabellenplatz abhängig, sondern davon, wie sich die Mannschaftsteile und jeder einzelne Spieler entwickeln. Wie man sich taktisch, konditionell, kraft- und spieltechnisch verbessert – das sind Erfolge, die ich sehe. Wenn wir das im Training schaffen, kommt der Erfolg am Sonnabend auf dem Platz von ganz allein.
Volksstimme: Wollen Sie den Calbenser Fußball revolutionieren?
Thomas Sauer: Wir müssen weiterhin ergebnisorientiert spielen, keine Frage. Wir können es uns nicht leisten, schön zu spielen, dabei aber stets zu verlieren. Dennoch müssen wir die Stärken der Mannschaft im Spielerischen suchen. Wir wollen die Fans ins Stadion zurücklocken. Die Fieberkurve ging zuletzt ein wenig herunter, was die Zuschauerzahlen betrifft. Gleichermaßen möchte ich keinen Konkurrenzkampf mit dem Handball. Wir müssen jene, die wir durch Niederlagen und Spielweise verloren haben, in den Heimspielen zurückgewinnen.
Volksstimme: Mittlerweile sind drei Testspiele absolviert. Wie sind Sie mit dem gegenwärtigen Stand der Dinge zufrieden?
Thomas Sauer: Wir beklagen noch relativ viele Verletzte und arbeitsbedingte Ausfälle. Mit der Trainingsbeteiligung bin ich noch nicht zufrieden, die könnte höher sein. Das, was im Training geleistet wird, ist dagegen sehr gut. Da erkennt man eine vernünftige Einstellung, die Spieler sträuben sich auch nicht, ein paar Dinge zu machen, die anstrengend sind.
Volksstimme: Wie viele Prozentpunkte fehlen noch bis zum Punktspielstart am 25. Februar gegen den Schönebecker SV?
Thomas Sauer: Problemfall ist immer noch das Umkehrspiel, wenn es gilt, sich auf neue Spielsituationen einzustellen. Ich versuche dabei auch, das Training nachhaltig zu gestalten. Kurzfristiger Erfolg nutzt sich schnell ab.
Volksstimme: Sie haben zu Beginn die “Gefechte” mit einigen TSG-Spielern zu Ihrer aktiven Zeit angesprochen. Mit wem gab es die heißesten Duelle?
Thomas Sauer: Da ich ja in den letzten Jahren Libero gespielt habe, gab es nicht so viele direkte Duelle. Aber “Hoffi” (Maik Hoffmann, Anm. d. Red) war jemand, gegen den man nicht so gern gespielt hat. Er hat für einen guten Fußballer alles mitgebracht. Auch Christian Harant im Tor hat uns immer einige Chancen vermasselt. (Quelle: Volksstimme von Björn Richter)