Interview mit Trainer Ch. Kehr
22. August 2008Quelle: Volksstimme, Autor Marco Jeschor
Erstmals seit dem Abstieg aus der Verbandsliga spielen die Fußballer der TSG Calbe wieder in der Landesliga Mitte.
Nachdem die Mannschaft von Christian Kehr in der abgelaufenen Spielzeit lange um den Klassenerhalt bangen musste, erst am letzten Spieltag den Sprung auf Rang sechs gelang, soll nun endlich die direkte Qualifikation zum Landespokal gelingen. Volksstimme-Mitarbeiter Marko Jeschor sprach mit dem Trainer über das Team, Persönlichkeiten und die neue Liga.
Volksstimme: Herr Kehr, welche Erfahrungen haben Sie und Ihre Mannschaft aus der abgelaufenen Spielzeit mitgenommen?
Trainer Kehr: Nachdem wir in der letzten Saison viele Berge und Täler durchschritten und uns letztlich zurecht den sechsten Tabellenplatz am letzten Spieltag erreicht haben, bleibt am Ende dieser Saison die Erkenntnis, dass wir lediglich in zwei Spielen verdient den Platz als Verlierer verlassen mussten. In den anderen neun verlorenen Partien haben wir oftmals aufgrund unserer jugendlichen Verspieltheit oder mangelnder Konzentration im Abschluss ein besseres Ergebnis verschenkt. Dies führte dazu, dass wir eben bis zum Saisonende mit dem schweren Gepäck der Abstiegsangst zu kämpfen hatten. Aber wir haben es auch diesmal geschafft, und diese Erfahrungen des „unbedingten gewinnen Müssens“ werden uns in der Zukunft sicher hilfreich sein.
Volksstimme: Die Experten sind sich nicht einig. Welche Staffel der Landesliga ist denn nun die schwierigere? Schauen Sie womöglich mit einem Auge auf die Staffel Nord? Trauern Sie der Staffel vielleicht ein wenig nach?
Trainer Kehr: Das ist schwierig zu beantworten. Mit Einheit Wernigerode, Arnstedt, FSV Hettstedt, der Oberligareserve von Germania Halberstadt und nicht zuletzt mit Stahl Thale ist die Landesliga Staffel Mitte hochkarätig besetzt. Für uns als alter Neuling in der Staffel Mitte, mit der Erfahrung von zwei Verbandsligaaufstiegen aus dieser Staffel, wird es interessant sein, sich mit den besten Mannschaft aus dem Harz zu messen. Und da wir in den letzten Jahren nur einen Sieg aus unzähligen Spielen in der Altmark verbuchen konnten, werden wir nun voller Enthusiasmus unsere Harzreisen angehen.
Volksstimme: Die Fans hatten sich nach dem Abstieg des Schönebecker SV 1861 und dem Aufstieg des Schönebecker SC auf spannende Derby im Salzlandkreis gefreut. Sie auch?
Trainer Kehr: Sicher sind die Vergleiche gegen den SSV und den SSC immer interessant und aufgrund der örtlichen Nähe und der Geschichte der Vereine voller Brisanz. Nicht nur für die Zuschauer und Fans, sondern auch für die Funktionäre, Trainer und vor allem die Spieler sind diese Spiele Höhepunkte. Vielleicht trifft man sich im Pokal…
Volksstimme: Ihr Team ist im Großen und Ganzen zusammengeblieben. Das spricht für eine gewisse Konstanz. Mit Philipp Müller und Thomas Wolff sind zwei weitere junge Leute in die Saalestadt gekommen. Was erwarten Sie sich von beiden?
Trainer Kehr: Wir gehen den Weg der Jugend weiter. Mit Philipp Müller (21) und Thomas Wolff (20) sind zwei hoffnungsvolle Spieler zur TSG gewechselt, die in den Testspielen ihre Klasse schon angedeutet haben. Thomas fällt nicht zuletzt durch seine große Statur und seinen Drang die „eins gegen eins“ Situationen zu suchen auf. Er hat einen tollen Abschluss und ein gutes Auge für seine Mitspieler. Das spricht auch für Philipp. Er zeichnet sich vor allem durch eine hohe Passgenauigkeit aus und fällt durch seine Vorbereiterqualitäten auf.
Auch Keven Harms gehört mit seinen 25 Jahren noch lange nicht zum alten Eisen und wird uns qualitativ breiter aufstellen. Durch ihn haben wir vor allem auf unserer linken Seite größere Optionen noch Spielbestimmender zu werden.
Volksstimme: Wer trägt im Team jetzt, wo Gösta Pysall nicht mehr dabei ist, die Verantwortung in der Abwehr? Gehen Sie den Trend zur Viererkette mit?
Trainer Kehr: Die Verantwortung ruht bei uns immer auf mehreren Schultern. Das war auch schon so, als Gösta noch bei uns war. Sicherlich ist er aufgrund seiner Kopfballstärke ein Verlust für das Team, aber ich bin überzeugt, dass wir mit Sebastian Zapke, Sven Noack, Maik Hoffmann, Benny Blöhm oder dem jungen Christian Knabe diese Lücke schließen werden. Und zu deiner zweiten Frage: Ich wusste gar nicht, dass die Viererkette nur ein Trend ist. Die TSG spielt schon seit 2006 mit diesem gruppentaktischen Defensivblock (drittbeste Abwehr der letzten Saison), zumal es in meinen Augen auch viel mehr Optionen für das Spiel mit dem Ball schafft.
Volksstimme: Wer zählt zu den Leistungsträgern im Team, wer zu den Hoffnungsträgern?
Trainer Kehr: Da sind sicherlich Torhüter Christian Harant, Stürmer Alexander Menz, Kapitän Maik Hoffmann und auch Tobias Plantikow zu nennen. Aber unser größter Leistungsträger muss die Konstanz werden. Nur wenn wir es schaffen über viele Spiele hinweg attraktiven und temporeichen Angriffsfußball zu zeigen und uns mit guten Ergebnissen belohnen, haben wir eine gute Zeit vor uns.
Zu den Hoffnungsträgern gehören vor allem Sascha Bergholz, Thomas Wolff und Stephan Schulze. Doch die größten Hoffnungen setze ich auf Denis Neumeister, der trotz seiner Jugend (20 Jahre) in Punkto Ballsicherheit und taktischer Raffinesse seinen Mitspielern einiges voraushat und zu einem echten Leistungsträger werden kann.
Volksstimme: In der Saison 2009/2010 wird es nur noch zwei Landesliga-Staffeln geben. Es herrscht also ein verschärfter Abstiegskampf. Die TSG sieht sich aber nicht im unteren Tabellenfeld, oder? Wo sehen Sie ihre Mannschaft am Saisonende?
Trainer Kehr: Wir haben uns nach dem Verbandsligaabstieg 2006 von Platz 8 auf Platz 6 stets verbessert. Diesen Trend wollen wir auch in der kommenden Saison beibehalten. Nachdem die Mannschaft größtenteils zusammengeblieben ist und wir uns gezielt verstärken haben, ist nun unser oberstes Ziel in die zweigleisige Landesliga zu kommen. Darüber hinaus haben wir uns auf die Fahnen geschrieben, die Tabellenplätze drei bis fünf zu erreichen. Das würde die direkte Qualifikation für den Landespokal bedeuten. Und für uns, als eine der höchstspielenden Fußballmannschaften des Salzlandkreises, muss es das Ziel sein, den Salzlandkreispokal zu gewinnen. Dass diese Ziele nicht einfach zu erreichen sind, ist uns bewusst. Doch wir wissen, bei allen Unwägbarkeiten die uns auch in dieser Saison wieder bevorstehen werden, müssen wir uns große Ziele setzen. Wir wollen uns als Mannschaft weiterentwickeln, sowohl in fußballerischen als auch in persönlichen Dingen. Und eine positive Entwicklung ist mit einem oberen Tabellenplatz oder einem Titel am Besten zu untermauern.
Volksstimme: Wer zählt zu den Favoriten auf den Aufstieg in die Verbandsliga, wer muss gegen den Abstieg kämpfen?
Trainer Kehr: Wie schon erwähnt, zählen für mich Wernigerode, Arnstedt, Hettstedt und auch Thale zum Favoritenkreis. Vielleicht schafft es noch die eine oder andere Mannschaft oben mitzumischen, aber grundsätzlich sind diese Teams zu nennen. Wer steigt ab? Zumeist haben es die Aufsteiger schwer sich in der neuen Spielklasse zu etablieren. Ich hoffe für uns, dass wir mehr Spiel gewinnen als verlieren werden und somit im oberen Tabellendrittel landen.