Der Favorit kann erst am Ende glänzen
10. October 2017Alles wie erwartet – oder doch nicht? Mit 0:4 (0:1) unterlag Fußball-Landesligist TSG Calbe am Sonnabend in der 2. Runde des Landespokals dem FSV Barleben aus der NOFV-Oberliga Süd. So weit, so standesgemäß. Doch tatsächlich wackelte der Favorit vor knapp 100 Zuschauern im Hegerstadion.
Später, in den Gesprächen mit den Spielern, sah sich Rainer Schulze bestätigt. Das, was der Fußball-Abteilungsleiter der TSG Calbe am Sonnabend in der Zweitrundenpartie des Landespokals von außen registriert hatte, deckte sich mit der Innenansicht: „Über weite Strecken hat man den Klassenunterschied zu den Barlebern nicht bemerkt.“ Zwei Spielklassen trennen den Calbenser Landesligisten und die Oberliga-Elf des FSV immerhin. Der Endstand von 0:4 (0:1) mochte dies auch ausdrücken. Doch die Zahlen verschwiegen, dass der Gastgeber den Favoriten zumindest gehörig geärgert haben dürfte.
Wenngleich die Barleber auf dem aufgeweichten und tiefen Boden gefällig kombinierten, eine wirklich zufriedene Halbzeitansprache dürfte FSV-Trainer Jörn Schulz in der Kabine nicht vorgetragen haben. Nachdem die Gäste erste Chancen liegen ließen, brauchte es schon ein wenig Schützenhilfe zur 1:0-Führung nach 20 Minuten. Ein Calbenser Abwehrpatzer eröffnete Denny Piele die Einschusschance, die der Stürmer dann auch nutzte.
Der Rückstand erwies sich jedoch als Weckruf für den Außenseiter, der nun die Zurückhaltung ablegte und zwischen der 30. Minute und dem Seitenwechsel seine stärkste Phase hatte. Barleben wurde nun nachlässig und ermöglichte TSG-Linksaußen Enrico Palm eine erste gute Gelegenheit (32.). Rund zehn Minuten später zwang wiederum Palm per Freistoß FSV-Torhüter Florian Stränsch zu einem Nachweis seiner Ansprüche auf einen Stammplatz. Der Ausgleich lag nun in der Luft, doch der wankende Favorit rettete den knappen Vorsprung in die Pause.
In der Kabine wurde bei der TSG mit Blick auf das 0:1 daran appelliert, „in der Abwehr lieber einen Ball herauszuschlagen, als es zwanghaft spielerisch zu lösen“, so Schulze. Doch gerade einmal eine halbe Minute nach Wiederbeginn folgte der Gegenentwurf: Nach einem Calbenser Ballverlust flankte Piele maßgenau auf den gerade in die Partie gekommenen Nils-Oliver Göres, der auf 2:0 stellte (46.). „Letztlich geraten wir durch zwei eklatante individuelle Fehler in Rückstand.“
Hinzu kam nun auch Pech. Allen voran die eingewechselten Steffen Rudnick und David Lull wurden in der zweiten Hälfte ein ums andere Mal wegen vermeintlicher Abseitsstellung zurückgepfiffen. Nicht immer ließ das Schiedsrichtergespann um Karsten Fettback (Stendal) dabei die „Im Zweifel für den Angreifer“-Regel zur Anwendung kommen.
So war dann im Schlussgang die TSG-Moral sichtlich gebrochen. Der Oberligist nutzte die Gelegenheit, um doch noch einmal zu glänzen. Erst verwandelte Christopher Kalkutschke nach Flanke von Paul Lubner mit einem Seitfallzieher der Machart „Tor des Monats“ zum 3:0 (86.), ehe zwei Minuten später Piele nach schöner Passstafette zum 4:0-Endstand einschob. „Am Ende fällt das Ergebnis zu hoch aus. Auch, weil wir unsere wenigen Chancen nicht nutzen.“
Calbe: Schulz – Buszkowiak, Harms, Voigt, Gernat, Baartz, Weber, Palm (63. Hellige), Schmidt, Dübecke (63. Lull), Adrian (67. Rudnick)
Barleben: Stränsch – Otte, Prinz, Löw, Heckeroth, Zimmer, Grabinski (55. Lubner), Kolzenburg (80. Potyka), Neumann (46. Göres), Kalkutschke, Piele
Tore: 0:1 Denny Piele (20.), 0:2 Nils-Oliver Göres (46.), 0:3 Christopher Kalkutschke (86.), 0:4 Denny Piele (88.)
Schiedsrichter: Karsten Fettback (Stendal), Tobias Janke, Frank Schinke
Zuschauer: 98
Quelle: Volksstimme Schönebeck vom 09. Oktober 2017