Lernprozess ist noch nicht zuende
12. December 2016Richtige Freude wollte einfach nicht aufkommen, obwohl die TSG Calbe im Spitzenspiel der Fußball-Landesliga gegen Germania Halberstadt II gerade einen 0:2-Rückstand in ein 2:2-Remis und damit in einen Punktgewinn gedreht hatte. Keine Frage, die Saalestädter wollten mehr. Genau das war aber in der ersten Halbzeit das Problem.
Am Sonntag, wenn am Frühstückstisch beim morgendlichen Brötchen noch einmal über die Partie sinniert wird, dürfte sich bei einigen Spieler latente Zufriedenheit einstellen. Schließlich hatte man mit mannschaftlicher Geschlossenheit und guter Moral, die Coach Marko Fiedler bedingungslos fordert, gegen ein Spitzenteam einen Rückstand gedreht – innerhalb von fünf Minuten. Und der Zähler nützt den Calbensern mehr als den Harzern, denn so halten sie den Fünf-Punkte-Abstand in der Tabelle aufrecht. „Minimalziel erreicht“, schätzte schließlich auch der Trainer ein. Doch auch ihm war anzusehen: Calbe wollte mehr, Calbe verschenkte ein besseres Ergebnis.
Denn: „In der ersten Halbzeit stand keine Einheit auf dem Platz. Die war eine Katastrophe.“ Kein Zusammenspiel, kein gegenseitiges Aushelfen, kein positives Coachen. „Es sah aus, als wären elf Einzelspieler auf dem Platz.“ Doch warum passiert das ausgerechnet in so einem wichtigen Spiel, wo doch in den Vorwochen genau das Gegenteil das große Plus der TSG war? „Wahrscheinlich wollte es jeder besonders gut machen, das Spiel selbst entscheiden.“
Es passte ins Bild, dass der Rückstand nach einem Missverständnis zwischen Keeper Rico Willner und der Abwehr passierte, als die Kommunikation fehlte, als Daniel Krämer die Schaltpause nutzte und zum 1:0 für die Gäste abstaubte. Auch im Anschluss gelang es Calbe nicht, die guten Vorstöße über die Flügel gefährlich zum Abschluss zu bringen.
Nach dem Wechsel „wurde es etwas besser“, sagte Fiedler, wenngleich das Team nach fehlender Zuordnung beim Freistoß den Rückschlag zum 0:2 hinnehmen musste. Doch Calbe antwortete mit wütenden Angriffen und aggressivem Pressing – endlich. „Da haben wir uns gut zum Ball bewegt, sind in die Lücken gegangen und haben uns dafür belohnt. Da haben wir gesehen, dass es nur gemeinsam funktioniert.“ Der Lernprozess ist eben noch nicht zuende. August Schultz belohnte seine Farben mit zwei Treffern innerhalb von fünf Minuten zum 2:2-Ausgleich. Der eingewechselte Maik Adrian hatte nach einer Flanke von Enrico Palm per Kopfball sogar noch die Chance zur 3:2-Führung (85.), doch der Ball klatschte an die Querlatte. „Das wäre des Guten auch etwas zuviel und nicht verdient gewesen“, betonte Fiedler. Und genau deshalb wollte keine richtige Freude aufkommen.
TSG Calbe: Willner – Hellige (55. Adrian), Buszkowiak, Voigt, Harms, Palm, Schultz, Ristovski, Schmidt, Weber, Fiser
Tore: 0:1 Daniel Krämer (19.), 0:2 Marcel Probst (63.), 1:2, 2:2 August Schultz (72., 76.)
Schiedsrichter: Toni Pulst (FSV Bennstedt)
Zuschauer: 90
Quelle: Volksstimme Schönebeck vom 12. Dezember 2016