Ergebnis wird Verlauf nicht gerecht

11. August 2014

Im Vorfeld war kein klarer Favorit auszumachen; die Gegner sahen sich gegenseitig im Vorteil. Am Ende muss nun aber die TSG Calbe eingestehen, dass der Schönebecker SV im Derby der Fußball-Landesliga den längeren Atem hatte. Mit 5:1 (2:1) siegten die Gastgeber in einer spannenden und kampfbetonten Partie.

“Es war eine deutliche Steigerung zu erkennen”, lobte Marko Fiedler, Trainer des SSV, seine Schützlinge. “Am Ende fiel das Ergebnis vielleicht zwei Tore zu hoch aus.” Sieht man sich den Verlauf der Partie an, dann ist diese Einschätzung durchaus richtig. Ãœber 60 Minuten spielte sich das Geschehen auf Augenhöhe ab. Der einzige Unterschied: Calbe hatte ein teilweise deutliches Chancenplus, im Netz landete jedoch keine der Möglichkeiten. Die Elbestädter waren deutlich abgebrühter. “Die Jungs wollten wohl zu viel”, schätzte Torsten Brinkmann, Trainer der TSG, ein. “Wir haben das erste Derby gegen Förderstedt verloren und wollten nicht auch noch im zweiten unterliegen.”

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Calbes Sascha Bergholz (links) im Kopfballduell mit dem Schönebecker Florian Mentzel. Zweikämpfe bestimmten das hitzige Derby in der Landesliga. | Foto: Nadja Reichert

Die Unruhe machte sich zum ersten Mal nach 13 Minuten bemerkbar. Bei einer Standardsituation ordnete TSG-Keeper Benjamin Richter seine Mauer etwas unglücklich, sodass Denis Neumann direkt das 1:0 erzielen konnte. Sieben Minuten später legte Thomas Hellige zum 2:0 nach.

Danach war Calbe hellwach, riss sogar das Geschehen an sich. Auf den Außenbahnen kam es immer wieder zu rassigen Zweikämpfen, die gewonnen Bälle wurden dann meist als Querpässe auf die andere Seite oder in den Sechzehner-Raum verteilt. Calbe stand meist nicht schlecht, trat den Ball aber mit zu viel Wucht, sodass das Leder über den Kasten von Rico Willner segelte. Die Frustration war entsprechend.

Der SSV merkte nun offenbar, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis die Saalestädter den Anschluss erzielen würden. Die Zweikämpfe verlagerten sich nun zunehmend ins Mittelfeld und in den Strafraum. Einer davon endete allerdings in einer unschönenen Situation. Calbes Vit Fiser hatte den Ball auf dem Fuß, stürmte über die rechte Außenbahn auf Rico Willner zu und wurde gefoult. Der Unparteiische deutete ohne zu zögern auf den Punkt. Viser trat selbst an und erzielte den 1:2-Anschluss (38.). Der Halbzeitpfiff sieben Minuten später kam für den SSV wohl genau richtig. “Nach der 2:0-Führung dachten die Jungs wohl, dass sie das Ding schon locker schaukeln würden”, konstatierte Fiedler. In der Kabine gab es daher auch eine deutliche Ansprache. “Ich habe an die Partie der vergangenen Saison gegen Irxleben erinnert, in der wir nach einer 4:1-Führung noch mit 4:5 verloren haben.”

Die Ansprache zeigte Wirkung und die Partie nahm mit Beginn der zweiten Halbzeit wieder Fahrt auf. Beide Mannschaften hatten Riesenchancen. Schönebeck versuchte es über Linksaußen, Calbe konterte mit einem Distanzschluss. Kurz darauf kam es zu einer Auseinandersetzung zwischen Calbes Maik Adrain und SSV-Keeper Willner. Schiedsrichter Tobias Menzel versuchte zunächst, mit Worten zu schlichten. Als das nicht fruchtete, zog der Unparteiische den Gelben Karton und hielt ihn beiden Spielern vor die Nase. Damit war die Situation geklärt.

Es sollte nicht das letzte Mal sein, dass Wenzel nach einer Karte greifen musste. Spätestens nach dem 3:1 durch Enrico Palm machten einige Calbenser ihrem Frust durch Meckern Luft. Immer wieder kam es zu kleinen Diskussionen auf dem Spielfeld. Adrian entwickelte sich dabei zum größter Unruheherd. Trainer Brinkmann erkannte das ebenfalls, zog die Notbremse und wechselte seinen wütenden Stürmer aus. “Er hat seine Qualitäten, aber es läuft derzeit nicht so wie ich und er uns das vorstellen”, erklärte der Coach.

Der Frust forderte schließlich auch seinen Tribut. “Nach dem 4:1 hat sich Calbe mehr und mehr aufgegeben”, so Fiedler. Das letztliche 5:1-Endergebnis “spiegelt aber nicht den Spielverlauf wieder.” Darüber waren sich beide Trainer einig. “Wir werden unser freies Wochenende nutzen, um an unseren Fehlern zu arbeiten”, erklärte Brinkmann. Sein Kollege war übrigens trotz des hohen Siegs nicht 100-prozentig zufrieden. “Wir sind noch nicht da, wo wir hinwollen.” Das galt aber nicht für die Fans, die das gesamte Spiel über mit Gesängen für Stimmung sorgten. “Die haben uns großartig unterstützt”, freute sich Fiedler. “Das weiß das Team sehr zu schätzen.”


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