Mit Gesang in das Viertelfinale

11. October 2010

Fußball-Landespokal: TSG Calbe – Naumburger SV 05 2:0 (0:0)

Quelle: Volksstimme von Frank Harstedt

Kurz vor dem Ende fing Keven Harms an zu singen, a capella natürlich, und beim Einwurf. Die Anspannung wich der Gewissheit: Hier brennt nichts mehr an. Es waren nur noch ein paar Sekunden zu spielen, Fußball-Landesligist TSG Calbe führte im Achtelfinale des Krombacher Landespokals durch einen Treffer von Philipp Müller (86.) mit 1:0 gegen den Verbandsligisten Naumburger SV 05. Und Maik Hoffmann vollendete das Lied und den Einzug ins Viertelfinale mit seinem Treffer zum 2:0 (89.).

Mitte der zweiten Halbzeit hatte Alexander Menz die Nase voll. Der Stürmer der TSG hadert seit mehreren Wochen mit dem Abschluss, der unbedingte Wille, einen Treffer zu erzielen, war ihm förmlich anzusehen. Das war schon beim Aufwärmen der Fall, als er bei den Torschüssen den Ball über den Kasten schoss und sich ziemlich ärgerte darüber. Wie immer lief er am Sonnabend viel, verarbeitete die weiten Abschläge von Keeper Christian Harant, suchte Anspielstationen. Und wie immer bekam er dabei Einiges ab. Mal ein Schubser hier, mal ein Ziehen von René Bergmann, seinem ständigen Bewacher, dort. Menz versuchte viel, schoss aus der Drehung, schoss nach Ablage von Philipp Spengler, doch immer zu kraftlos. Und dann entlud sich der Frust in einem Querschläger – vom gegnerischen Strafraum an den eigenen. Sebastian Zapke, wie in den Spielen zuvor gewohnt sicher, musste in größter Not klären, kassierte dabei eine gelbe Karte. Der folgende Freistoß aber brachte für die Gäste nichts ein.
Überhaupt präsentierte sich die Elf von Trainer Henry Röder schwach, spielte eher piano als forte. Aufgrund vieler verletzter Spieler stellte der Coach defensiv auf, wollte mit Kontern für Gefahr sorgen. Das gelang durch Staccato, also Kurzpassspiel, teilweise recht gut, aber zu selten, weil zum einen Calbes Maik Hoffmann diese Gegenstöße noch vor dem eigenen Strafraum unterbinden konnte, weil zum anderen der Abschluss der Gäste viel zu harmlos war. Sie sind ja mit nur sechs Treffern nach dem TSV Völpke (5) das zweitschlechteste Offensivteam der Verbandsliga. Und auch im Pokal hat sich an dieser Statistik nichts geändert.
In der Offensive haperte es auch bei der TSG in den vergangenen Wochen, spielerisch hielt das Team von Trainer René Kausmann gegen den VfB Ottersleben, den Tabellenführer der Landesliga, oder Eintracht Mechau nicht nur mit, sondern gab den Ton an. Am Sonnabend lief es ähnlich stockend im Abschluss, Stephan Schulze verpasste nach Freistoß Hoffmann (13.), Alexander Voigt war im Abseits (15.), Sebastian Strobach bachte zu wenig Druck in seinen Schuss (28.). Folgerichtig ging es mit einem torlosen Remis in die Pause.
Nach dem Wechsel macht Calbe da weiter, wo es vor der Pause aufgehört hat: Es bestimmte das Spiel, hatte sofort wieder den Rhythmus „allegro“ gefunden. Nur zum „Finale grande“ tat sich das Team weiterhin schwer, verpasste es mehrfach den Ball im richtigen Moment abzuspielen oder die Flanken scharf in den Strafraum zu bringen.
Schließlich wechselte Kausmann, brachte mit Spengler und Sascha Bergholz für Schulze und Voigt zwei frische Kräfte. Und Spengler sorgte für viel Belebung auf der linken Seite, lief den Verteidigern mehrfach davon. Nur in der Rückwärtsbewegung passte er ein Mal nicht auf (63.). Aber dann gab es ja noch Harms, der zwar in diesem Moment noch nicht gesungen, dafür aber geklärt hat.
So wurde es nur brenzlig, als zum Beispiel Strobach an der Mittellinie den Ball vertendelte und erneut Hoffmann stark rettete. Der belohnte sich für seine starke Leistung als Rechtsverteidiger mit seinem Treffer zum 2:0, nachdem er zuvor den Ball eroberte und nach einem Sprint über den halben Platz trocken von der rechten Seite abzog. Zuvor musste Naumburgs Keeper Stefan Leger mithelfen, der einen Freistoß von Philipp Müller unterschätzte. Der Ball flog ohne Berührung ins Tor. „Wir haben geübt, die Bälle auf den langen Pfosten zu schießen“, erklärte Kausmann. Zu diesem Zeitpunkt konnte der ausgewechselte Menz auf der Bank schon wieder lächeln. Die Fans übrigens auch. Mit ihnen feierte die TSG nach dem Abpfiff seit langem mal wieder gemeinsam.
Das Torschusstraining der vergangenen Tage hat also geholfen – irgendwie. Nun will das Team den Schwung aus dem Einzug ins Viertelfinale mit in die Liga nehmen, am Sonnabend um 15 Uhr gastiert es beim Aufsteiger Potzehne. Menz wird erneut alles daran setzen, einen Treffer zu erzielen, für ihn und das Team. Und dann würde sicherlich auch Keven Harms wieder singen.
Die nächste Runde im Landespokal findet am Sonnabend, 20. November, statt.

TSG Calbe: Harant – Harms, Zapke, Noack, Hoffmann, Müller, Strobach, Voigt (55. Spengler), Th. Schmidt, Schulze (55. Bergholz), Menz (89. Sandau)

Naumburger SV 05:
Leger – Bergmann, Schulze, Krause, Reinicke, Borschmann, Lehwald (75. Klang), Dürmer, Stößel, Schneider, Lützkendorf (70. Vincenz)


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