Rückblick in die Historie – 2020 – Stephan Lietzow
21. April 2020Stephan Lietzow – Zwischen TSG Calbe und 1. FC Magdeburg
Das erste Mal mit dem Fußball in Verbindung gekommen ist Stephan Lietzow bei der TSG Calbe im Hegerstadion, später hat er dann sein Hobby zum Beruf gemacht und arbeitet heute beim Drittligisten 1. FC Magdeburg als Leiter für Marketing und Vertrieb.
Welche Erinnerungen verbinden Sie mit Ihrer Zeit bei den Fußballern der TSG Calbe?
Stephan Lietzow: Bei der TSG Calbe hatte ich meine ersten Berührungspunkte mit dem Fußball und über Jahre viele Freunde kennenlernen dürfen. Egal ob als Zuschauer und Fan oder als aktiver Spieler gab es viele tolle Momente. Um mal ein paar aufzuzählen gehören die Freundschaftsspiele gegen die Bundesligisten Gladbach, HSV und Dortmund dazu, aber auch die vielen Jahre, die ich in der Nachwuchsabteilung durchlaufen durfte. Aus meiner Sicht zeichnet den Verein aus, dass er über viele Jahre mit konstanten Personalien insbesondere im Vorstand, solide durch die vielen Herausforderungen geführt wurde. Die gesunde Mischung aus sportlichen Erfolgen, aber auch den seriösen Umgang mit den vorhandenen wirtschaftlichen und infrastrukturellen Mitteln, ist sehr vorbildlich. Ich denke, dass das eng mit dem Einsatz von Rainer Schulze und seinem Team über Jahrzehnte verbunden ist.
Wann haben Sie unter welchem Trainer in Calbe mit dem Fußballspielen begonnen? Mit welchen Mitspielern?
Stephan Lietzow: Das ist eine gute Frage beziehungsweise nicht so einfach zu beantworten. Angefangen haben müsste ich 1991 unter Günter Lenhart, der mich anschließend auch viele Jahre im Nachwuchs begleitet hat. Zu Beginn der Großfeld-Zeit war dann Steffen Hoppe mein Trainer, später Rainer Fabian und Detlef Sobczak im Männerbereich. Spieler, mit denen ich über mehrere Jahre im Nachwuchs zusammenspielen durfte und die heute teilweise noch spielen, sind unter anderem Alexander Voigt, Keven Harms, Stefan Lenhart, Gunnar Meißner und Stefan Schliemann. Da fehlen aber sicher noch einige wichtige Namen.
Was sind Ihre schönste Erinnerungen an die TSG-Zeit?
Stephan Lietzow: Die Aufstiege der ersten Mannschaft in die Verbandsliga sind da zweifelsohne zu nennen. Damals war ich Stammgast im Hegerstadion und habe auch viele Auswärtsspiele verfolgt. Ganz besonders in Erinnerung geblieben ist mir aber ein C-Jugendspiel. In einem Nachholspiel unter der Woche beim Tabellenführer Fortuna Magdeburg sollte ich als Torhüter aushelfen. Obwohl wir auch noch um den Verbandsliga-Aufstieg mitgespielt haben, gingen auf der Hinfahrt schon Wetten durch den Bus, ob wir ein- oder zweistellig verlieren werden. Am Ende gewannen wir das Spiel unter Flutlicht, im Dauerregen, auf Asche mit 1:0.
Wie genau besteht Ihr Kontakt zur TSG Calbe noch heute?
Stephan Lietzow: Wenn es die Zeit zulässt schaue ich mir noch das ein oder andere Spiel der ersten Männermannschaft oder Alten Herren an. Insbesondere bei den Alten Herren spielen viele ehemalige Mitspieler aus meiner aktiven Zeit. Ich verfolge das Geschehen und die Ergebnisse weiterhin mit Interesse.
Wie haben Sie es geschafft aus Ihrem Hobby Ihren Beruf zu machen?
Stephan Lietzow: Man hat mir relativ früh beigebracht, dass ich als aktiver Fußball in meinem Leben wohl kein Geld verdienen werde. Und das übrigens zurecht! Auf Grund meiner Begeisterung für Fußball hat mich das ganze drumherum schon immer interessiert. Deshalb wollte ich Sportmanagement studieren und habe das unglaubliche Glück gehabt, 2004 einen Praktikumsplatz beim 1. FC Magdeburg zu bekommen. Es war eine vor allem wirtschaftlich schwierige Zeit mit vielen personellen Veränderungen beim FCM. Dazu kam noch der anstehende Stadionneubau. Im damaligen Manager Bernd Hofmann hatte ich einen Förderer, der mir die Chance gegeben hat, eine Ausbildung zum Sport- und Fitnesskaufmann beim FCM zu machen. Daraus entwickelte sich dann eine spannende Zeit mit bis heute drei Aufstiegen und sieben Landespokalsiegen. Ich darf seit vielen Jahren große Verantwortung für „meinen“ Verein tragen, dabei viel Erfahrung sammeln. Das ist eine Tatsache, die mich schon sehr stolz macht und für die ich sehr dankbar bin.
Wie verläuft die Corona-Zeit gerade beim 1. FC Magdeburg?
Stephan Lietzow: Das ist wie für alle eine spezielle Erfahrung. Im Prinzip ruht auch unser Vereinsleben mehr oder weniger. Die Spieler halten sich zu Hause so gut es geht fit. Wir Mitarbeiter agieren aus dem Homeoffice heraus beziehungsweise sind wie die Spieler auf Kurzarbeit. Insbesondere in meiner Abteilung, Marketing und Vertrieb, versuchen wir den Kontakt zu den Wirtschaftspartnern so gut es geht aufrecht zu erhalten. Für uns gilt es, kreativ, aber auch mit der entsprechenden Demut mit dieser Situation umzugehen. Die Hoffnung ist groß, dass es auch wieder eine Zeit nach der Corona-Krise geben wird und dann wollen wir bestmöglich für den weiteren Weg vorbereitet sein.
Wie sollte es in der ersten, zweiten, dritten Liga und in den Amateurligen nach der Corona-Spielpause weitergegen?
Stephan Lietzow: Das muss man definitiv differenziert betrachten. Ich kann grundsätzlich nachvollziehen, dass die Vereine der 1. und 2. Bundesliga schnellstmöglich Geisterspiele durchführen wollen. Durch den hohen Anteil der Fernsehgelder an der Finanzierung dieser Vereine würde das viele Insolvenzen verhindern. Bei uns in der 3. Liga gehören die Werbe- und Zuschauereinnahmen zu den Hauptfinanzierungssäulen. Ohne diese Einnahmen stehen viele Vereine vor dem Aus. Neben den finanziellen Aspekten steht für mich aber die Frage im Vordergrund, für wen spielen wir eigentlich Fußball? Und das sind am Ende die vielen Fans und Zuschauer. Wir sollten so lange wie möglich verhindern, dass wir ohne Publikum unseren Sport ausüben müssen. Darüber hinaus stellt sich auch die gesundheitliche und soziale Frage, ob wir in diesen Zeiten Fußball spielen sollten. Viele Gedanken mache ich mir aber um den Amateursport. Das gesellschaftliche Miteinander, was Woche für Woche auf den Sportplätzen stattfindet, fehlt. Insbesondere in den Nachwuchsabteilungen wird den Kindern neben der fußballerischen Ausbildung viel Sozialkompetenz vermittelt. Das ist ein wichtiger Baustein in der persönlichen Entwicklung und es ist nicht absehbar, wann diese wichtige pädagogische Arbeit wieder aufgenommen werden kann.